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  • kronenbergtobias

Mythen und Irrtümer, Teil 2: Fachtermini

„Die Szientifizität eines Textes ist proportional zur Quantität der applizierten Konzepte.“

Falsch. Ein Text ist nicht umso wissenschaftlicher, je mehr Fremd- bzw. Fachwörter er enthält. Doch wann und in welcher Weise sollte man Fachtermini einsetzen?



Natürlich ist die Verwendung von Fachbegriffen ein zentrales Element wissenschaftlicher Texte. Es ist aber nicht notwendig, mit Fachwörtern um sich zu werfen; und es zu tun, ist allein als solches kein Zeichen von Wissenschaftlichkeit (das Wort „tun“ hingegen ist, richtig eingesetzt, durchaus legitim – genauso, wie es legitim sein kann, einen Satz mit „Und“ zu beginnen). Die Verwendung von Fachausdrücken kann aus vielen Gründen sinnvoll oder sogar angezeigt sein. Grundsätzlich gilt aber, dass Begriffe, ob nun fachsprachlicher Natur oder nicht, in erster Linie Werkzeuge sind. Sie dienen dem Zweck, dem Hörer bzw. Leser Gedanken zu übermitteln; und wie alle Werkzeuge benutzt man sie – abgesehen von Kontexten wie Gedichten – nicht um ihrer selbst willen, sondern um das eigentliche Ziel leichter (oder in anderer Weise besser) zu erreichen. Der unnötige Einsatz von Fachjargon ist daher kein Zeichen von Wissenschaftlichkeit. Meist ist sogar das Gegenteil der Fall: Es ist ein Hinweis darauf, dass man nicht wirklich verstanden hat, worüber man schreibt und nun versucht, diesen Mangel an „echter“ durch „aufgesetzte“ Wissenschaftlichkeit zu verbergen.


Gute Wissenschaftler drücken sich so einfach aus wie möglich. Das ist zwar nicht immer leicht – übrigens, versteckter Hinweis #3, dies ist der Unterschied zwischen den Worten „einfach“ und „leicht“ –, aber immer möglich. Als Faustregel zur Beantwortung der Frage, wann man Fachtermini einsetzten sollte, gilt daher: Wann immer es erforderlich ist, um gewisse Dinge mit der erforderlichen Präzision auszudrücken oder um Gedankengänge in wenigen Worten zusammenzufassen, die man andernfalls lang und umständlich erklären müsste.

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